«Frau Nationalrätin» gehört zum Spiel

Für einmal sind sie nicht Schülerinnen und Schüler, sondern «Frau Nationalrätin» oder «Herr Nationalrat». Damit ist auch klar gesagt, welche Rolle sie im Planspiel «SpielPolitik!» übernehmen, für dessen Schlussphase jüngst nach Bern gekommen sind. Sie markieren die Volksvertreterinnen und Volksvertreter, welche an zwei Tagen vier Initiativen behandeln, die sie im Vorfeld der Session formuliert und eingereicht haben.

Das Drehbuch des Planspiels lehnt sich an die Realität an: Wie im echten Parlamentsbetrieb geht das Geschäft zuerst in eine vorberatende Kommission, die sich aus Vertretern der vier Fraktionen zusammensetzt. Grundlage der Beratungen ist neben dem Initiativtext die Stellungnahme des Bundesrats, die im Antrag an das Parlament gipfelt. Folgt ihm die Kommission? Zustimmung oder Ablehnung? Oder versucht man, das Anliegen in einem Gegenvorschlag aufzunehmen?

Grosses Finale im Nationalratssaal

Nachdem der Kommissionsantrag in den einzelnen Fraktionen nochmals durchberaten worden ist, folgt das grosse Finale: Parlamentssitzung im Nationalratssaal – ein eindrückliches Erlebnis für die knapp 60 jugendlichen Nationalrätinnen und Nationalräte. Wiederum folgt der Ablauf strengen Regeln: Meinung der Kommission, Haltung der Fraktionen, Voten der Einzelrednerinnen und -redner, Stellungnahme des Bundesrats, Abstimmung.

«SpielPolitik!» ist ein Planspiel, wie es im Lehrbuch steht. Markus Ulrich, ein Experte auf diesem Gebiet, umschreibt das so: «Die TeilnehmerInnen erfahren in einem Planspiel einen ausgewählten Teil der Wirklichkeit sehr direkt, indem sie sich aktiv an einer Simulation dieser Wirklichkeit beteiligen.»

Direkte Erfahrung

«SpielPolitik!» will den Teilnehmenden politische Abläufe und Prozesse näher bringen. Über die direkte Erfahrung sollen sie auch mitbekommen, wie man persönliche Anliegen formuliert, debattiert, um Entscheide ringt, wie es manchmal nötig ist, Kompromisse zu machen, um zu einer mehrheitsfähigen Lösung zu kommen. Schülerinnen und Schüler lernen argumentieren, überzeugen, lernen, wie man mit politischen Erfolgen und Niederlagen umgeht. In sozialer Hinsicht ist «SpielPolitik!» jedenfalls ein Gewinn, nicht zuletzt dank des Kontakts mit Gleichaltrigen aus allen Regionen des Landes.

Träger von «SpielPolitik!» ist der Verein «Schulen nach Bern», der auf diese Weise bei Jugendlichen das Interesse und das Verständnis für die Abläufe in der direkten Demokratie fördern will.

Wie geht das konkret? Mein Bericht (hier) von der diesjährigen Mai-Session zeigt den Weg der Volksinitiative «Späterer Eintritt in die Berufslehre» durch die parlamentarischen Instanzen. Ich fühlte mich während der spannenden Debatten wie in meiner Zeit als aktiver Bundeshausjournalist …

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