Unbedingt!
So lautet meine Antwort auf die Frage, die ich im Sommer 2020 in einer früheren Besprechung von «Pictures» (hier) gestellt hatte. Nämlich die, ob das eben zum «Spiel des Jahres» gekürte Spiel auch fähig sei, ein möglichst breites Publikum vom Wert des Spielens in der Gesellschaft zu überzeugen, wie das die Aufgabe der von der Jury ausgezeichneten Spiele ist.
Erwartungen mehr als erfüllt
Meine Antwort ist eindeutig. In meiner Besprechung hatte ich geschrieben, dass ich sie erst geben könne, wenn ich «Pictures» in mehreren Runden in unterschiedlicher Zusammensetzung gespielt hätte. Sommer 2020 – da hatte die Corona-Pandemie das gesellschaftliche Leben praktisch lahmgelegt. Spielen in grösseren Runden war nicht mehr möglich. Für alle, die sich gerne zum Spielen treffen, war das eine schreckliche Zeit. Glücklicherweise ist seit Frühjahr 2022 vorbei, und so ist jetzt «Pictures» mehrmals auf den Tisch gekommen und hat meine Erwartungen mehr als nur erfüllt.
Eine Überraschung ist das für mich nicht. «Pictures» ist praktisch selbsterklärend. Die Teilnehmenden müssen sich keine komplexe Abläufe merken, sondern können sich auf das Spielen selbst konzentrieren – eine der ausliegenden Fotos mit dem eigenen Material-Set (Bauklötzen, farbigen Würfelchen, Schnürsenkel, Steinen und Stöcken oder Symbolkarten) möglichst treffend nachbauen und anschliessend herausfinden, was die Mitspielenden so gebaut haben. In allen Runden, die ich gespielt habe, sind die Spielerinnen und Spieler von Beginn an mit Feuereifer und vollem Ernst dabei, hirnen, verwerfen die Hände, stöhnen, lachen, hantieren mit ihrem Material, probieren und legen dann – geschafft! – ihre Lösung hin. Und dann der spannende Moment: Wer hat was wie gestaltet? Rätseln, Staunen, Bewunderung, Freude über gewonnene Punkte, leichter Frust, wenn niemand mein «Kunstwerk» verstanden hat, obwohl ich mein Bestes gegeben habe.
Alles, was ein gutes Spiel ausmacht
«Pictures» bietet alles, was ein gutes Spiel ausmacht. Es hat einen transparenten und eingängigen Spielablauf, spricht verschiedene Kompetenzen an (haptische, visuelle, gestalterische), weckt Emotionen und macht richtig Spass. Oft kam es vor, dass wir am Schluss, als das Spiel schon beendet war, nochmals einzelne Fotos in die Hand genommen und uns überlegt haben, wie man etwa dieses landende Flugzeug mit dem Schnürsenkel nachbauen würde. Wenn das nicht für «Pictures» spricht!
Das ideale «Spiel des Jahres» spricht Menschen verschiedener Generationen an. Auf «Pictures» trifft dies besonders zu, gerade dank der Erweiterung mit den grösseren Fotos. Wer ein Spiel sucht, bei dem Jung und Alt voll auf ihre Rechnung kommen, ist hier sehr gut bedient.
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Pictures: Kreativ- und Kommunikationsspiel von Daniela und Christian Stöhr für 3 bis 5 Spielerinnen und Spieler ab 8 Jahren. PD Verlag, ca. Fr. 42.50